6.000 Leichen, 339 Kinder und ein Papier, das niemand sehen durfte

Russland bringt ein Memorandum, 6.000 Leichen und die Lüge vom geretteten Kind nach Istanbul – und verkauft das als Friedensangebot. Die Ukraine nennt es, was es ist: Erpressung mit Totenscheinen.

6.000 Leichen, 339 Kinder und ein Papier, das niemand sehen durfte

Russland nennt es Friedensgespräche. Die Ukraine nennt es, was es ist.

Sie kamen mit einem Zettel nach Istanbul.
Mit dem sogenannten Memorandum.
Das, von dem seit Tagen geredet wird.
Und gaben es der Ukraine – natürlich – in dem Moment, in dem die Verhandlungen begannen.
Nicht vorher. Nicht über Dritte. Nicht zur Vorbereitung.
Sondern als Druckmittel.
Eine Stunde später war das Treffen vorbei.

„Unsere Teams haben eine Woche Zeit, um die Dokumente zu überprüfen, danach können wir die nächsten Schritte koordinieren.“
– Rustem Umierov, ukrainischer Verteidigungsminister

Den großen Auftritt hatte jemand anders.
Wladimir Medinski, Berater von Wladimir Putin und Leiter der russischen Delegation, trat vor die Kameras und inszenierte, was Moskau als Friedensgeste verkaufen will.

Er verkündete, Russland sei bereit, einen vorübergehenden Waffenstillstand von zwei bis drei Tagen in bestimmten Frontgebieten zu gewähren – nicht etwa für Verhandlungen, sondern um der Ukraine das Bergen ihrer eigenen Leichen zu ermöglichen.

„Wir haben alle Leichen identifiziert, DNA-Tests durchgeführt, herausgefunden, wer sie waren. Nächste Woche werden wir diese Leichen auf organisierte Weise mit Sonderzügen auf die ukrainische Seite bringen, damit sie auf humane Weise begraben werden können.“

6.000 Tote.
Ein Massenmord mit Fahrplan.
Dazu: zwei bis drei Tage Feuerpause – aber bitte nur dort, wo es den Russen nicht weh tut.
Humanitäre Geste, versteht sich.

Medinski lächelte. In der Hand: eine Liste.
339 Namen ukrainischer Kinder.
Kinder, die Russland deportiert hat.
Kinder, die auf Befehl ihres Präsidenten von ukrainischem Boden geholt wurden – nach Belarus, nach Russland, in besetzte Gebiete.

Und dann sagt Medinski den Satz, der alles entlarvt:

„Die Russische Föderation schickt Kinder in die Ukraine zurück, wenn ihre Eltern oder gesetzlichen Vertreter gefunden werden.“

Als wäre das ein Verwaltungsakt.
Als wäre es nicht Russland selbst gewesen, das diese Kinder ihren Familien entrissen hat.
Wer sie entführt, bestimmt jetzt die Rückgabebedingungen.

Und gleich hinterher – fast beiläufig, als wolle er nur noch einmal extra provozieren:

„Kein einziges Kind wurde entführt. Unsere Soldaten haben sie gerettet.“

Gerettet.
Ein Wort, das bei Moskau offenbar bedeutet:
neue Namen, neue Identitäten, neue Sprache, neue Pässe.

Die Ukraine soll ihre Kinder zurückbekommen – aber nur, wenn sie belegen kann, dass es ihre Kinder überhaupt noch sind.
Ein zynischer Hohn.

Denn selbst wenn Namen aufgelistet werden – ob sie mit den zugewiesenen russischen Identitäten noch zusammenpassen, ist offen.
Wer einmal lügt, der stiehlt auch fremde Biografien.
Und nennt es dann „Rettung“.

Das alles war eingebettet in eine „Verhandlung“, in der Russland sich großmütig zeigt.
Man spreche auch über den Austausch von Gefangenen, erklärte Medinski.
Schwerverwundete, schwerkranke. Junge Männer unter 25.
Vielleicht 1.000. Vielleicht auch weniger.
Es sei eine Geste.

„Wir haben das All-for-All-Format heute begonnen.“
– Wadym Skibitskyj, ukrainischer Geheimdienst
„Wir haben uns auf einen Austausch schwerkranker und schwerverwundeter Gefangener für alle geeinigt. Und auf junge Soldaten zwischen 18 und 25 Jahren – für alle.“
– Rustem Umierov

Was Russland dabei verschweigt:
Die Ukraine hatte einen 30-tägigen Waffenstillstand vorgeschlagen.
Russland hat abgelehnt.
Und bietet nun zwei Tage Leichenruhe als Zeichen der Vernunft.

Dann – zum Schluss – ein Vorschlag, der ins Leere läuft:
Die Ukraine signalisiert Gesprächsbereitschaft auf höchster Ebene.
Selenskyj wäre bereit, Putin direkt zu begegnen. Zwischen dem 20. und 30. Juni.
Vielleicht mit US-Präsident Trump am Tisch. Vielleicht mit europäischen Partnern.
Aber wie immer bleibt es ein Monolog.

„Wir glauben, dass die weitere Arbeit zwischen den Delegationen sinnvoll ist, wenn sie auf die Vorbereitung eines Treffens der Staatsoberhäupter abzielt.“
– Umierov

Aus Moskau: kein Ton.
Nur die altbekannten Floskeln.
Und ein Zugplan für 6.000 Leichen.


Was bleibt?

Ein Memorandum, das niemand vorher sehen durfte.
Kinder, die nur zurückdürfen, wenn die Entführer mit den Eltern einverstanden sind.
Tote, die feierlich übergeben werden, nachdem man sie vorher erschaffen hat.
Ein Kreml, der so tut, als würde er verhandeln –
und ein Westen, der sich weiter einreden will, dass das der Weg zum Frieden sei.

Gefiel dir der Beitrag? Dann like und retweete ihn bitte aus X. https://x.com/Sunnymica/status/1929586819403862369