Ein Präsident im Krieg. Ein Kanzler im Konjunktiv.

Wolodymyr Selenskyj kommt nach Berlin – doch was erwartet ihn dort wirklich? Ein Merkzettel über leere Versprechen, alte Ultimaten und markige Worte ohne Wirkung.

Ein Präsident im Krieg. Ein Kanzler im Konjunktiv.

Was Wolodymyr Selenskyj morgen wirklich in Berlin erwartet – und was nicht.

27.05.2025

📝 Merkzettel für Mittwoch

Was passiert morgen, was eher nicht


1. Ein Gespräch mit dem neuen Kanzler.
Friedrich Merz, frisch im Amt, endlich im Licht der Geschichte. Er spricht gern klar – leider oft am Thema vorbei. Lieferungen? Klar. Irgendwann. Irgendwas. Vielleicht unter Geheimhaltung.
Taurus bleibt da, wo er immer war: im politischen Konjunktiv.

2. Ein Treffen mit dem Bundespräsidenten.
Steinmeier ist auch da. Warum? Gute Frage. Vielleicht, weil der Protokollchef gesagt hat, es sei höflich. Vielleicht auch, um symbolisch zu zeigen:
Wir haben uns gebessert, Wolodymyr. Ehrlich. Damals mit Russland, das war ein Missverständnis. Wirklich.

3. Ein Sanktionspaket im Gespräch.
Klingt gut. Ist aber EU-Sache. Merz verkauft, was Brüssel sowieso plant – als ob es sein geopolitischer Geniestreich wäre.
Putin zittert sicher schon.

4. Keine Taurus, keine Klarheit, keine Konsequenz.
Merz hatte gesagt, Taurus käme, wenn Putin weiter zivil bombt. Hat er. Kommt Taurus? Nein. Geheimhaltung, versteht sich.
Glaubwürdigkeit? Auch geheim.

5. Ultimaten ohne Wirkung.
Der neue Kanzler liebt das Wort „Ultimatum“, als wäre es eine Art diplomatische Zauberformel. Leider verpufft die Wirkung, wenn
der Adressat nicht einmal merkt, dass das Ultimatum verstrichen ist.

6. Ein Versprechen ohne Wirkungslimit.
„Keine Reichweitenbeschränkung mehr!“ rief Merz gestern – und musste es 24 Stunden später relativieren.
Weil: Es gab gar eigentlich gar keine. Und geliefert wurde auch nichts Neues. Hörte sich aber stark an und hat Putins Fanclub wieder ins Rampenlicht geholt.
Fehlte nur noch der Satz: 'Aber die Geste zählt.'

7. Symbolik satt. Substanz auf Abruf.
Vielleicht gibt es ein Gruppenfoto. Vielleicht ein Statement mit Merzens markigen Worten,
die alle beeindrucken – außer die, die auf echte Abhilfe hoffen.
Vielleicht auch eine Einigkeit ausstrahlende Pressekonferenz.
Hauptsache: Merz sieht aktiv aus und wirkt wie der schützende Vater gegenüber seinem zugelaufenen „Schwiegersohn“ – zumindest für ein paar Stunden.


🎯 Fazit für Wolodymyr Selenskyj

Willkommen in Berlin. Du bekommst Rhetorik. Du bekommst Besorgnis. Du bekommst höchste Sicherheitsstufe und Straßensperrungen im Regierungsviertel. Nur nicht in Kyjiw.
Denn was du wirklich brauchst – kommt vielleicht beim nächsten Mal. Wenn es nicht schon zu spät ist.