Ukraine kämpft im 5-D-Schach Putins – und der Westen bremst eher als er hilft
Russland führt Krieg in fünf Dimensionen – mit Bomben, Bluff und Diplomatie als Falle. Die Ukraine steht unter Druck, der Westen liefert Erklärungen statt Hilfe. Gespräche ohne Text, Verständnis für den Aggressor. Der neue Krieg läuft – und wir reden drum herum.

Russland greift an. Vielleicht mit 50.000 Soldaten bei Sumy, vielleicht mit 30.000, vielleicht mit dreister Rhetorik.
Sicher ist nur: Der Sommer ist da, der neue Eskalationszyklus läuft – militärisch, diplomatisch, propagandistisch. Und die Ukraine steht wie gewohnt allein.
Im Donbass werden Städte wie Kostjantyniwka und Tschassiw Jar von mehreren Seiten in die Zange genommen. Charkiw wird erneut massiv bedroht. Die militärischen Angriffe laufen im Dreiklang: Die russische Infanterie erobert, wenn auch nur meterweise, Gelände, Drohnen legen Minen hinter die Linien, Gleitbomben regnen von oben. Der sogenannte „dreifache Würgegriff“ ist längst Realität.
Ob man das Sommeroffensive nennt oder nicht, spielt keine Rolle. Die Ukraine war auch im Winter und Frühling im Krieg – nun beginnt die vierte russische Sommeroffensive in Folge. Russlands Strategie geht unaufhaltsam weiter. Und der Westen? Steckt irgendwo dazwischen – Istanbul und diplomatischer Amnesie.
Friedensgespräche ohne Frieden
Ganz nebenbei will Russland kommende Woche in Istanbul weiterverhandeln – mit der Ukraine. Hintergrund ist natürlich, den Putin-Fans im Westen das zu liefern, was sie in ihrem Kosmos hören wollen: Dass Putin derjenige ist, der sich nach Frieden von Wladiwostok bis Portugal sehnt.
Er hätte ja im Frühjahr 2022 schon einen Friedensvertrag unterschrieben – wären die garstigen Ukrainer mit Rückendeckung von Englands Premierminister und unter dem Schock des Massakers von Butscha nicht vom Verhandlungstisch aufgesprungen.
Doch das Märchen geht in die nächste Phase. Wieder ist es Putin, der nun so tun kann, als würde er alles erdenklich Mögliche möglich machen – und seine Verhandler erneut an den Bosporus schicken, um da anzuknüpfen, wo er 2022 schon die faktische Kapitulation der Ukraine gefordert hatte.
Nur lässt Putin erneut das Wesentliche unter den Tisch fallen. Denn eine Sache fehlt diesmal: Das lautstark über das Telefonat mit Trump angekündigte Memorandum, das angeblich Vorschläge für einen Waffenstillstand enthält, existiert bisher nur in der russischen Fantasie – nicht als PDF im ukrainischen Präsidentenpalast.
Russland reist trotzdem. Mit leerem Koffer, aber vollem Sendungsbewusstsein für eine baldige Kapitulation der Ukraine.
Putins Plan: Die Ukraine erneut als Zauderer in der Öffentlichkeit abstempeln zu lassen – als friedensunwillig, als die wahren Kriegstreiber. Denn die Ukraine zögert – aus gutem Grund. Wer ohne Text in Gespräche geht, verhandelt nicht, sondern wird vorgeführt. Was Russland hier betreibt, ist keine Diplomatie. Es ist eine Verhandlungssimulation, die darauf zielt, die russlandfreundliche Weltöffentlichkeit zu bespielen – und ganz sicher nicht einen Konflikt zu lösen.
Der Westen als Komplize des Stillstands
Erschwerend kommt hinzu: Der stellvertretende US-Vertreter bei den Vereinten Nationen, John Kelly, spricht offen aus, was bisher nur als Gerücht kursierte: Die USA erwägen, sich aus ihren eigenen Friedensbemühungen zurückzuziehen, falls Russland nicht liefert.
Doch Russland kann das im Grunde egal sein. Egal, ob diese „Friedensverhandlungen“ nun ans Laufen kommen – Hauptsache, die Ukraine erhält am Ende weniger Unterstützung.
Es ist aber der Westen, der so tut, als gäbe es tatsächlich eine ehrliche Gesprächsgrundlage – und zwar nicht nur die Akteure im Weißen Haus, sondern auch bei uns in Europa.
Zu allem Überfluss erklärte Trumps Ukraine-Gesandter Keith Kellogg heute in einem Interview, er habe Verständnis für Russlands Ablehnung der NATO-Osterweiterung. Was für ein Geschenk an Putins Propaganda – und auf die Mühlen von Wagenknecht und Co.
Prompt reagierte der ehemalige russische Außenminister Andrei Kosyrew auf X und übersetzte dem Westen glasklar, warum im Kreml heute wohl wieder der Krimsekt sprudelt:
„Putins Schlussfolgerung: Er gewinnt. Durch barbarische Bombardierungen in der Ukraine – und auf der diplomatischen Bühne.“
Die Krönung: Es ist ja inzwischen sogar unter der Würde Putins, sich überhaupt auf ein Treffen mit dem US-Präsidenten einzulassen – und gleichzeitig eilen ihm Washingtons Emissäre dann obendrein noch rhetorisch zur Hilfe.
Fünf Fronten, ein Ziel: Zermürbung
Die Ukraine verteidigt sich nun schon eine lange Weile auf fünf Ebenen:
- Militärisch, gegen russische Massentaktiken, Drohnenschwärme und Gleitbomben.
- Diplomatisch, gegen Gesprächsformate ohne Inhalte und einen wildgewordenen US-Präsidenten, der nur einen schnellen Deal sucht und umgeben von Putin-Verehrern ist.
- Propagandistisch, gegen ein Framing, das die Ukraine seit Adam und Eva zur Schuldigen für gescheiterte Verhandlungen macht.
- Politisch, gegen westliche Absetzbewegungen, da unsere Politiker zwar mit viel heißer Luft argumentieren, sich aber faktisch nichts Neues tut.
- Psychologisch, gegen das Wissen, dass ihr Kampf zwar bewundert, aber kaum mehr unterstützt wird – und zum Grundrauschen des geopolitischen Chaos geworden ist, in dem die vermeintlichen Vergehen Israels längst die Schlagzeilen übernommen haben.
Ja, der Westen
Er zählt Granaten, liefert auf Raten und sendet Widersprüche.
Er vermittelt ohne echte Bedingungen an Russland, verhandelt ohne Texte und sichert zu, was er Monate später vielleicht liefern wird – wenn es vielleicht auch schon zu spät ist.
Er diskutiert über rote Linien, während Russland längst neue zieht – mit Sprengköpfen.
Russlands Schlinge zieht sich nicht nur um Kyjiw zu
Was Kellogg sagte, trifft am Ende nicht nur die Ukraine.
Es trifft Moldawien, Georgien, Finnland, die baltischen Staaten – jedes Land, das Putins imperiale Fantasien stört, womöglich alle Staaten des ehemaligen Warschauer Pakts.
Wer nach über drei Jahren Vollinvasion und zehn Jahren Terror in der Ukraine Verständnis für die „Sicherheitsbedenken“ eines blutrünstigen Aggressors äußert, der schon vor dem Krieg eine Passagiermaschine mit 283 Menschen an Bord zum Absturz hat bringen lassen, macht aus Völkerrecht ein Wunschkonzert der Gewalt – das Recht des Stärkeren aus der Steinzeit.
Und wer heute schweigt, wenn Putin seine versprochenen Texte nicht liefert, wird morgen wieder stumm dastehen, wenn er erneut neue Grenzen überschreitet.
Der Tiger schläft nicht – er rechnet
Kosyrew nennt den Westen einen „zahnlosen, ängstlichen Tiger“. Das stimmt nicht ganz.
Der Westen hat Zähne – aber er bleacht sie lieber, als sie zu zeigen. Ihm geht es nur um den Schein, um die Wirkung, um die Summen, um die Risikobewertung – nicht um echte Hilfe.
Putin führt Krieg in fünf Dimensionen.
Und der Westen verliert in jeder – weil er gelernt hat, mit Unrecht zu leben, solange es ihn nicht selber trifft.
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