B 2 als Denkhilfe

B 2 als Denkhilfe

Und andere Absurditäten eines Normalzustands

„Zwei Wochen“, sagte er. Trump sagt das oft. Auch zu Putin. Dann passiert aber immer: nichts.

Zu Iran sagte er es erst gestern. Zwei Wochen Bedenkzeit: Entweder ist Iran zu einem Deal bereit, oder es knallt. Doch heute fliegen schon B2-Bomber. Start in Missouri, Ziel offenbar Guam. Nur sie können die bunkerbrechenden Bomben tragen, die tief vergrabene Atomanlagen wie Fordow treffen. Drei Berge Fels drüber, gebaut für den Ernstfall.

Fordow klingt übrigens wie Mordor. Und die Botschaft ist wohl ähnlich.

B2 als Denkhilfe. Nicht nur für den Iran. Für uns.

Für die, die immer noch glauben, Abschreckung sei ein Wortspiel. Für die, die sich an Gesprächen festhalten, während der Gegner bereits gegraben hat.

Diesmal reagiert Trump nämlich anders. Er handelt. Präventiv. Nicht gegen Putin. Sondern gegen Teheran. Er lässt die Muskeln spielen, ohne zu ballern. Und das ist der Punkt, der alles verschiebt.

Denn gegen Putin hat Trump bisher nichts getan. Nicht einmal dann, als der selbst gesetzte Zwei-Wochen-Timer für einen Waffenstillstand mit Ukraine zum x-ten Mal ablief. Keine Sanktionen. Kein Druck. Keine B2.

Die Ukraine? Ausgeliefert. Tag 1.214. Dafür liefern ihr die USA keine weiteren Waffen mehr.
Israel? Weiß genau, dass Trump morgen doch wieder nur ein "großartiges Abkommen" mit den Mullahs unterzeichnen könnte, weil es den MAGA-Wählern besser schmeckt.


Fordow mag getroffen werden. Nur: Der Iran hat sein Uran inzwischen ohnehin "in Sicherheit gebracht", wie ein General hämisch verkündete. Nicht, weil sie verhandeln wollen. Sondern weil sie wissen, was sie tun.

Die B2-Bomber sind nicht nur für den Iran. Sie sind ein Zeichen an alle:

  • An die Europäer: Hört auf, vom Völkerrecht zu schwärmen, wenn andere schon ihre Sprengköpfe zählen.
  • An Israel: Ihr habt gegen meinen Wunsch Iran bombardiert und mir die Show gestohlen. Mit meinen B2-Bombern gehört die ganze Aufmerksamkeit wieder mir.
  • An Putin: Du darfst weiterbomben. Du bist nützlich.

Die Ukraine? Liegt im Schutt. Israel? Steht unter Raketenbeschuss. Und wir? Wir analysieren.

In ziemlich allen Podcasts wird übers Völkerrecht gesprochen. Über Proportionalität. Ob Iran wirklich kurz vor der Bombe steht.

Wahrscheinlich nicht, sagen sie.

Aber wann genau, frage ich: Muss ein Land den finalen Beweis seiner Auslöschung abwarten, bevor es handelt?


Iran hat seit Jahrzehnten die Vernichtung Israels zur Staatsdoktrin erhoben. Das ist keine Spekulation, das ist Programm. Und Israel? Hat sich verdammt lang zurückgehalten.

Was viele nicht sehen: Israel hat sich – bedingt durch den brutalen Überfall der Hamas am 7.10.2023 – martialisch durch seine Feinde geschossen. Und sich ganz nebenbei dabei ein strategisches Fenster erarbeitet: Hamas, Hisbollah, Houthis – alle sind in der Defensive – die Luft ist frei. Jetzt!
Und ich frage mich: Hätte die BRD an Israels Stelle nach jahrzehntelanger angekündigter Auslöschung bei solch einer Gelegenheit erst einmal die Aktenlage studiert und diskutiert?

Jetzt schlägt Israel zu. Koordiniert, entschlossen, hart. Was der Westen als Eskalation liest, lesen andere als Notwehr.

Und plötzlich zückt man bei uns wieder das Völkerrecht. Als hätte man vergessen, dass dieses Recht in Nordkorea schon längst aufgehoben ist. Dass Russland es täglich bricht. Und dass Iran nur atombombentechnisch dabei ist, es zu unterwandern – es ansonsten aber allzu gerne bricht, nicht direkt, aber über seine Proxys.


Eins steht fest: Wer die Bombe hat, hat bessere Karten.

  • Nordkorea hat sie – und darf alles, inzwischen sogar Ukrainer töten.
  • Russland hat sie – und tut alles.
  • Der Iran hat sie fast – und soll mit einem Stück Papier gehindert werden.
  • Die Ukraine hatte sie – und bekam ein Stück Papier, wurde trotzdem überfallen und inzwischen von den USA im Stich gelassen.
  • Israel hat sie auch – wird aber moralisch entwaffnet.

Das ist der neue Vertrag der Welt:
Wer die Bombe hat, wird nicht mehr belehrt. Wer sie abgibt, darf sterben. Wenn es Israel betrifft, gelten alle Paragrafen.


Und Trump? Entscheidet. Heute gegen Teheran. Morgen vielleicht für einen Deal. Weil es vielleicht doch besser aussieht in den Umfragen. Weil es billiger ist. Weil Putin es will.

Was heute fehlt, ist nicht Analyse. Davon gibt es genug. Es fehlt Klartext.

Ein Staat, dem die Auslöschung angedroht wird, hat das Recht, sich zu wehren.
Und ein Westen, der Israel dafür verurteilt, hat nicht nur das Völkerrecht missverstanden –
sondern nichts aus der Geschichte gelernt.


Fordow ist nicht das Problem. Das Uran ist ohnehin woanders. Die Vernichtungsfantasien der Mullah sind es. Die lassen sich nicht wegdiskutieren.
Und Trump ist das noch größere. Er ist wie der römische Kaiser in der Arena, der mit Daumen rauf oder runter nicht nur über ein Menschenleben entscheidet, sondern in seiner erratischen Art über die Menschheit.

Das aller aller Größte sind aber wir. Denn wir haben die Weltpolitik per Remote Control an Trump, Putin, Xi und Chamenei ausgelagert – Hauptsache, wir machen Geschäfte, werden nicht weiter belästigt und können uns übers Völkerrecht echauffieren.

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