Russland spielt mit gezinkten Karten und wohlwollenden Schiedsrichtern die „Friedenskarte“.
Neue Ansage aus Washington: Jetzt aber hurtig vom toten Punkt lösen! Während Russland bombardiert, darf die Ukraine nicht einmal das Memorandum lesen, das sie unterzeichnen soll.

Neue Ansage aus Washington: Löst euch endlich „vom toten Punkt“!
Am kommenden Montag sollen die Delegationen der Ukraine und Russlands wieder in Istanbul zusammenkommen.
Entschied Moskau.
Befürwortete das Weiße Haus.
Und die Ukraine? Wird gar nicht groß gefragt. Sie gehört zwar irgendwie dazu, hat aber nichts zu melden.
Warum eigentlich, fragen wir uns erbost?
Warum wird eigentlich so unkritisch hingenommen, dass ein Aggressor permanent die Karten verteilt – sie vorher aber auch fleißig zinken kann?
Damit kann Putin vielleicht Trump beeindrucken.
Den Rest der Welt allerdings offenbar auch.
Denn scheinbar stört es niemanden, wie diese Scharade mit dem heuchlerischen Etikett Friedensverhandlungen jedes Mal so endet,
dass die Ukraine wieder gerupft vom Platze geht und obendrein vom Putin-Kosmos zwischen USA, Wagenknecht, AfD bis in die St. Petersburger Trollfarmen als widerspenstig, kriegsgeil und friedensunwillig gebrandmarkt wird.
Selbst bei den Verhandlungen geht es Russland darum, den Takt anzugeben, zu zeigen, dass man auch hier in einer anderen Liga spielt –
in einer Art Geheimclub, in dem die Mitglieder immer Vorrechte bekommen.
Russland – das lobte schon der jüngst verstorbene Papst und seine großartige Kultur.
Ach, und erst die Geschichte, die Sprache, das Bolschoi-Ballett, das größte Land der Welt – wir hören den mehrstimmigen Männerchor summen, während wir in Gedanken die einzigartigen Landschaften des Kaukasus überqueren, die Weiten Sibiriens, den Baikalsee, die Halbinsel Kamtschatka …
sorry, da bin ich doch glatt selbst ins Schwelgen gekommen …
Ukraine? Für viele nur noch deprimierend wie eine ausgebrannte Streichholzschachtel im Dunkeln.
Zu nichts nutze. Und nur noch zum Heulen.
Die neueste russische Garstigkeit:
Russland verweigert der Ukraine das Memorandum.
Das was? Genau!
Niemand wollte es, niemand brauchte es, niemand kennt es – das Memorandum.
Hört sich aber gewichtig an.
Putin hatte es Trump am Telefon wie einen gleichnamigen Tower in Moskau verkauft.
Okay, vielleicht nicht gleich wie einen Trump Tower, aber geschluckt hat TACO-Trump (Trump Always Chicken Out) Putins Köder dennoch.
Man wolle also ein Papier aufsetzen, damit die Verhandlungen für eine Waffenruhe oder gar einen Frieden überhaupt losgehen könnten.
Zehn Tage sind seitdem vergangen.
Die Ukraine hat ihr Memorandum längst über die Feindeslinie nach Moskau gereicht.
Der Kreml sagt hochnäsig: „Njet“.
Nein, wir zeigen euch unser Memorandum nicht – erst in Istanbul.
Als hätte die Ukraine mit dem Inhalt dieses Memorandums nichts zu tun.
Als ginge es um den Zugangscode zu Putins Privatgemächern.
Und nicht um jenes Dokument, das Putin selbst vorgeschlagen hat.
Niemand wollte es – außer Putin. Und dann auch Trump.
Dabei war alles nur ein Trick, um Trump mit einem gut klingenden „Zauberwort“ davon abzulenken,
dass Russland gar keine Waffenruhe will.
Und das hat Putin dann auch bewiesen – mit den heftigsten Drohnenangriffen seit Kriegsbeginn.
Nacht für Nacht überzog Moskau die Ukraine mit Nazgûl-gleichen Schwärmen aus Herr der Ringe –
Flügel des Todes statt Friedenssignale.
Zehn Tage lang schaute die Welt dabei zu.
Tat nichts.
Leicht angewidert, aber bewegungslos, schaute man Russland beim Morden zu.
Trump runzelte nur kurz die Stirn, zeigte gespielt empörte Verwunderung über seinen „Freund Wladimir“.
Was mit ihm los sei, wisse er auch nicht.
Was mit ihm los ist? Seit 2014? Really?
Jetzt also tritt wieder Lawrow auf die Bühne,
wirft ein Datum und einen Ort in den Raum:
2. Juni, Istanbul.
Und siehe da – alle springen wieder.
Auch die USA.
Dass vorher der Vatikan oder die Schweiz im Gespräch waren, interessiert plötzlich keinen mehr.
Putin hat gesprochen. Istanbul soll es sein.
Zack. Termin steht.
Orte und Zeiten entscheidet nur Russland – muss irgendwo im Kleingedruckten stehen.
Und das Memorandum?
Wird nicht übermittelt.
Warum auch?
Russland bestimmt, wer was wann liest: Hier setzen, lesen, unterzeichnen!
Kurz zur Erinnerung:
Russland ist der Aggressor.
Putin ist der Kriegsverbrecher.
Russland sollte am Pranger stehen.
Und Putin sollte sich bestenfalls noch den Zeitpunkt selbst überlegen dürfen, wann er sich die Pistole an die Schläfe setzt.
Stattdessen?
Muss die Ukraine in allen Lagen auf Kommando springen!
Die Ukraine. Die Überfallene. Die Ausgeblutete. Die Zerstörte. Die Vergewaltigte.
Sie muss Bedingungen erfüllen, die längst erfüllt sind.
Sie muss ohne Gegenleistung einer Waffenruhe zustimmen.
Sie muss reisen, wenn Putin ruft.
Nicht, weil er ruft – da könnte Selenskyj noch weghören –,
sondern weil Trump, Rutte oder wer auch immer gerade blafft:
„Jetzt aber hurtig, bist du immer noch nicht unterwegs?“
Und jetzt soll die Ukraine wieder warten – auf ein Memorandum, das sie nicht lesen darf.
In dem als Vorbedingungen zu welchen Gesprächen auch immer im Wortfeld Frieden drinsteht:
Kapitulieren, aber zackig!
Möglicherweise müsste die Ukraine dann ja gar nicht nach Istanbul fahren,
würde Geld sparen, könnte noch ein paar Tarnnetze knüpfen,
mit der Zahnbürste das Blut aus den Ritzen der Straßen wegputzen
oder auch mal kurz durchschnaufen.
Aber nein.
Und aus dem Weißen Haus kam vor wenigen Stunden der Satz des Monats:
Man hoffe, „dass sich die Lage nächste Woche vom toten Punkt lösen“ könne.
Vom toten Punkt?
Ja, das hoffen wir alle.
Am meisten sicher die Eltern der 2.500 ukrainischen Kinder, die in den letzten Jahren getötet wurden.
Was würden sie wohl dafür geben – wenn es so einfach wäre, sich mal eben „vom toten Punkt zu lösen“.
Und alle werden wieder einfach darüber hinwegsehen,
wie wenn die Nazgûl nachts über der Ukraine kreisen.
Wenn der Friede solche Freunde hat, wer braucht da überhaupt noch Feinde?
Schon irgendwie übel. Aber mei.
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